Gedichte und alte Weisen
Auf dieser Seite erwarten Euch Gedichte und alte Weisen in Mundart oder auch auf Hochdeutsch.
Weiter unten steht schon einiges Herzerwärmendes.
Wir werden noch weitere Geschichten aufnehmen, die Auswahl soll noch wachsen.
Es lohnt sich immer wieder mal reinzuschauen.
Frag mich zuweilen in stiller Stund,
warum lobet dein Herz und Mund
Dorf und Flur in weitem Rund?
Warum bist du hier daheim,
schenkst deinem Dorf einen Heiligenschein?
Die Frage ist leicht. Die Antwort ist schwer.
Was lieb ich an meinem Dorf so sehr?
Bin einer von Vielen in meiner Gemein
will meinem Dorf, ein Freund stets sein.
Ich danke Mutter, die mir schon als Kind
die Heimat schenkt als angebind
Auch der Vater nahm mich freundlich bei der Hand,
brachte mir hautnah bei, mein Heimatland.
Mutterliebe und Mutterlaut
haben starke Brücken zur Heimat gebaut.
Doch auch die Schule hat fort und fort
gar viel mir serviert vom Heimatort.
Bräuche und Sitten, jahraus, jahrein,
fingen meine Kinderseele ein.
Spiele und Späße, an allen Ecken,
halfen mir mächtig, die Heimat entdecken.
Allen Winkeln und Büschen, im Dorf und Flur
kam ich allmählich auf die Spur.
Gespielen, Freunde und Schulkameraden,
gemeinsame Streiche und Heldentaten,
Feste feiern, tagein tagaus
ließen mich werden im Dorfe zu Haus.
Oma und Opa, die guten Alten,
lernten mich bald schon die Hände falten,
erzählten mir, aufs Knie genommen,
von Gott und allen Frommen.
Sagen und Märchen tischten sie auf,
offenbarten mir ihren Lebenslauf,
Aus alten Zeiten und Tagen
gaben sie Kunde, vom Hörensagen.
So sah ich des Dorfes reiche Geschichte
gar bald in einem rosigen Lichte.
Wo immer ich gehe und heut´ stehe,
ich, nicht bloß, die nackte Gegenwart sehe.
Ob ich die Bank in der Kirche drücke,
ob ich auf die alte Schule blicke,
ob am Bach zur Rast verweile,
auf Schusters Rappen die Gassen durch- eile,
ob ich auf dem Rasen die Glieder strecke,
nächtens mich im Bettstroh recke,
überall auf Schritt und Tritt,
marschiert auch die Vergangenheit mit.
Auf vielen Plätzen übers Dorf verstreut
hat mich mein jung- sein sehr erfreut.
Noch heute verfolgen mich in Träumen
die Kletterpartien hoch auf den Bäumen,
verliere im Traum die Badehose
und falle, ent- geistert, ins Uferlose.
So ist mir im Alter meine Kindheit ganz nah,
so als wäre leibhaftig sie da.
Eine Fremde ist tot, eine Fremde schweift
mein Dorf jedoch den Großeltern gleicht.
Es erzählt mir farbig und ohne Ende
von früheren Zeiten, ganze Bände.
Die Dorfschelle klingt mir noch warm in den Ohren,
lausche den Kirchenglocken verzückt und verloren.
Ich höre mit meines Herzens Überschwang
die Lieder der Mutter, ihren Wiegegesang.
Die kleinen Versehen vom Hoppereiter
leben tief in der Seele weiter.
Auch durch Plagen, Schweiß und manche Last,
habe ich im Dorfe Fuß gefasst.
Frohsinn, Freude, doch auch Sorgen und plagen
ließen mich im Dorfe Wurzeln schlagen.
Nicht immer blühte das reine Glück,
manchmal traf mich auch ein hartes Geschick.
Höhen und Tiefen musste ich durchwandern
Freud´ und Leid teilen mit mir die Andern.
So war mir bewusst in meinem Leben
Stütze und Hoffnung, kann mir die Heimat geben.
So hab ich´s gelobt und hab´s geschworen.
Das Dorf, das dich einstmals glücklich geboren,
das dir eine frohe Kindheit geschenkt,
das auch dein Herz zu Gott hingelenkt,
dem will ich dienen, will wider im geben
was es mir schenkte an Glück im Leben.
Blumen sollen Sommers allenorten
schmücken die Simse, die Fenster, die Pforten.
Wie ein Bräutchen, soll strahlen sein Angesicht
im Scheine der Sonne, im Mondscheinlicht.
Drum werd ich’s bekennen, gar laut, bis zum Grabe
wie schön, dass ich mein Dörfchen habe.
Aus dem Buch "Geh froh durch`s Leewe" von Frieda Kramp, Steeden
Mer liert Englisch unn Franzeesisch,
dos muß heut so sein,
unn je noo Verstand
aach manchmool Ladein,
doch, dät mer sich noch so
de Kobb strabaziern,
so schwetze, wie mir,
dos ka'mer net liern.
Dos es seid Geburt
em Schnowwel gewooße
unn klebt noch oo Gasse
un Gäßcher unn Stroße,
unn, wa'mer sich dofier
sei Uhrn offbehält,
aach oo jedem Gewanneweek
do drauße em Feld.
Aan Satz nur,
aus dem Echo erausgenomme:
>>Vergiß net,
wu de her best komme.<< Unn da raune Geschichte, die die Mudder erzählt, unn mer hiert noch, wie de Vadder sei Wurde gewählt. >>Kobb hoch<<, soot der, die Welt geht rund unn dunkel werd's net bleiwe, doch Sonneschei zu jeder Stund kann niemand dir verschreiwe. ‘s wär aach net goud, denn zouvill Sonn verdirbt die beste Pflanze, bei ‘nem goure Rej zou'r reechte Stonn, da furmt sich iehrscht dos Ganze. Doch stirmt's unn donnert's rundnerim, mußt off die Zehj du beiße, guck net so quer, ‘s es halb so schlimm, se wern dich net verreiße. >>Guck stets groodaus unn aach off uss<<, - so dat mein Vadder saache -, >>es geht alles, wa'mer will unn muß,
mir hon's doch aach getraache.
Unn willste was fier's Äußere hoo,
fehlt's Geld unn sost die Middel,
dem Hergott kimmt's off"s Herz droff oo,
der guckt net off de Kittel.
Drim merk dir aans fier alle Daach:
Du mußt mieh sei als scheine,
unn stell dir selwer aach die Fraach:
Was wird die Mudder meine?
Die Mudder hot en ihrer Redd
Manch Predicht uss gehalle,
unn wos sie doozou maane dät,
soll mir allzeit gefalle:
>>Kend, hall dich grood, egool, wie's kimmt,
dos wor noch stets des Rechte,
is aach dos Werrer mool verstimmt,
gilt's sost wos auszefechte,
unn geht dobai de Ärjer met
unn stößt du dir dei Beule,
Kend, verlier die Lache net,
‘s gibt dir niemand wos fier's Heule.
Geh frod durch's Leewe allezeit,
unn dou net so verwässert,
noch niemand hot met Traurichkeit
sich nur en Stonn verbessert.<< So wor die Sprooch, so wor de Spruch, hot Wurt fier Wurt gesesse, e beispill nur, Geschmack, Geruch, deß mer'sch net ganz vergesse.
Die Mensche sin goud, se brauche dich.
Un wann dau ne hilfsd, daa freue se sich.
Se loare dich en zou allem Gedeez.
Doach hosd dau die Nos voll vu su vill Feez,
daa son se, dau wäschd em Kopp nid ganz eschd.
Dau hesd‘s uu de Erbs, die Mensche sin schleschd.
Die Mensche sin goud, su lang dc woas hosd.
Se komme zoum liene, se kräije‘s imsonsd.
Doach wann se mol mirke, es wäd der sevill,
dau willsd nid su, wäi däi Nochberschen will,
daa bes de's aabsch Oos, med dem mer naud meschd.
Besd schnell unnedursch, die Mensche sin schleschd.
Die Mensche sin goud, meschsd dau wäi säi,
giehsd vier jedem gleich däif en die Knäi,
dousd katzbuckele, schmierschd en Brei ims Maul,
besd aach med Sprisch un Komblimende nid faul.
Weh ‘dir, de seesd en die Wuhred, hosd hunnerdmol reschd,
dau hosd e‘ fräsch Maul, die Mensche sin schleschd.
Die Mensche sin goud, besd dau fidel,
dau lachsd immer nur un gucksd aach nid scheel.
Se mache‘ s med dir, dau läßd dersch gefalle,
dousd fiir die annern dein Kobb schie hiehalle.
Dau wääschd dene ihrn Hannes, doas wäär en groad reschd.
Drim sei off de Houd, die Mensche sin schleschd.
Die Mensche sin goud geje jed Kreadur.
sc endecke Bewußdsei fiir die Nadur.
Med Gefd wäd gespoard, es wäd wenger gedingd,
mer freud sich. wenn wirrer e’ Vielsche sengd.
Doach wänn Kenn noach mißhanneld, es doas daa reschd?
Doas stenkd doach zoum Himmel, die Mensche sin schleschd.
Die Mensche sin goud, se kimmem sich drim,
se laafe off de Gass med de Sommelbichse rim.
Fiir die dridde Weld wäd daa gesoad,
med gruuße Wurde wur noach niemols gespoard.
Doach die Ärmsde der Oarme sin immer uhne Reschd,
iwwerall en de Weld, die Mensche sin schleschd.
Die Mensche sin goud, se hälfe gähn,
wann se gelobd un geiehrd dofier wänn.
Se kimmern sich aach im Reschd un Gesetz,
doach die Menschereschde wänn dääschlisch veletzd.
Erbebd eusch un doud woas un machd alles reschd,
doaß niemand mii so kann: die Mensche sin schleschd.
Die Mensche sin schlechd, su hosd dau geglaabd,
un hosd es bis jetzd aach immer behaabd.
Es gibd doach noach Mensche med Herz un Vestand,
däi wenne sich geje Angsd, Haß un Gewald em Land.
Se hälfe Wu Nud es med Krafd un med Moud.
Un doas läßd misch hoffe, denn däi Mensche sin goud!
lch habs von allen Seiten besehn, ich kam von Süden, von der Anhöhe,
ich habs umwandert, stand im Osten freute mich über die Geruhsam keit
und Stille, bin im Norden entlang gestiefelt und schaute ins NebeIverhangene
Lahntal, ich bin hinunter gestiegen über Hänge zwischen Hecken hindurch
und stand vereinsamt auf weiter Flur, dann stieg ich wieder höher vor mir lag
das Dörfchen mit zartem weißen Schleier, der seine Füße umspielte und sich
warm und weich um seine Hüften legte.
Dörfchen in Weiß. Wie bist du mir ans Herz gewachsen. Immer neue
Schönheiten offenbarst du dem sinnigen Auge. Heller und durchsichtiger
schien mir der Wald, weiter und geräumiger deine Fluren, reiner
und klarer der Himmel, der seine Flügel über dich breitet.
Und die Sonne kaum handbreit sich über die Höhe erhebend, übergoß
mit einem rosigen Schein, alles ins Märchenhafte verzaubernd.
Jeder Baum schien mir gezählt, jeder Busch nicht zu übersehn.
Über den Dächern krauseln die Rauchfahnen, die Giebel und Firste in
ein Zartes Blau verhüllend. Noch einmal so laut ratterte ein Wagen auf
schmalen Feldwegen wie braune Bänder die Fluren durch furchend
dem Dorf zu. Die Bahn fährt, weiße Fahnen ausstoßend die Lahn aufwärts
und ihr schriller Pfiff schien mir in der Stille der Stunde wie ein
Aufschrei und ein jähes Erschrecken.
Ich schaue von der Eisekaut über die Dächer zur Burg, längst hat die
Sonne den Dächern den Schnee geraubt, und das Tauwasser zu gleisendem
Eis erstarrt.
Wo immer auch ich, mir ein bißchen Rast gönnte mußte ich dich ansehen,
du Dörfchen in Weiß, Dörfchen im Schnee.
Ich kenne viele, die lautstark Heimat sagen,
aber dies köstliche Wort wie Trödelware auf den
Jahrmarkt tragen,
die es führen im Munde wie’s tägliche Brot,
nicht aber fragen, nach der Heimat Glück
und der Heimat Not.
Ich kenne viele, die sich Freunde der Heimat nennen,
aber Italien und Spanien,
nicht aber die Heimat kennen.
Sie sind die Ritter der großen Straßen, schlucken
nur Kilometer und prahlen mit Phrasen.
Ich kenne so viele, die das kleine Daheim,
das liebevolle Beieinandersein,
das Sichfinden im kleinen Kreis,
fürchten und meiden, um jeden Preis.
Sie sehen nicht die göttlichen Liebesgaben,
die sie ausgebreitet vor ihrer Haustür haben.
Ich kenne so viele, die Kultur und Natur,
oft einen Steinwurf nur,
in der nahen Heimat zum Ansehen haben,
sie genießen den Fortschritt als großen Segen,
ohne nur einmal die Hand für die Heimat zu regen.
Und ich kenne andere, die langsam und bedächtig
nur auf Schusters Rappen gemächlich und andächtig,
durch die Wälder tappen,
die still und leise auf ihre Weise
lieber den Rucksack und den Stock ergreifen,
und nicht die fremden Welten durchstreifen.
Ja ich kenne die anderen und weiß zur Stunde,
ich sitze mit ihnen zusammen in harmonischer Runde.
Ich ziehe den Hut vor diesen anderen, sie haben mein Respekt.
Denn sie haben die Liebe zur Heimat geweckt.
Ein Glück, daß wir Diener der Heimat haben,
die sich an ihr freuen und laben.
Diese anderen können ein Vorbild und Beispiel geben,
Sinn wieder Schenken unserem täglichen Leben.
Zuweilen ist mir mein Dörfchen nur ein Alltagsgeschenk
Zuweilen aber wenn ich s ernsthaft bedenk
ist mir mein Dörfchen goldeswert das liebste und schönste was ich
hab auf der Erd.
Gebetet im grünen Grund
begrenzt vom Wald im weiten Rund
liebevoll geschmiegt an des Felsen Hang
liebt es im Herze im Überschwang.
Der Kirchturm überragend so manchen Giebel
er innernd an Gott und an Luthers Biebel
ist mir beim Nahen ein Fingerzeig
Hier bist du Zuhause geborgen und reich
Am Fuße des Dorfes die Lahn sich windet
und weiter den Weg zum Rhein hin findet
Gar oft sie aus dem Bette steigt
über den Grund hin ihre Fluten und Nasser verzweigt
In ein See sich dann das Tal verwandelt
wenn sie wild gebärdend mit den Leuten anbandelt
mit ihrem Zünglein bis an die Haustür leckt
und Vieh und Mensch bedroht und erschreckt
Meist postwendend kehren die Wasser zurück
nie ernsthaft rüttelnd an des Dorfes Gluck
Über die Firste und übers letzte Haus
ragt wie ein Schirmherr die Eisenkaut hinaus
seit altersher bekannt
wacht sie an des Dörfleins Rand
Die alte Schule in des Schlosses Raum
erweckt im Herzen manch Kindheitadraum
Noch heute erinnern sich Klassenkameraten
gern ihrer Streich und Missetaten
Vors Auge tritt bisweilen ein Lehrergesicht
das einmal dem Dorf gab Glanz und Gewicht
denn das Glück das im Leben so viele gwonnen
hat hier eimal sein Anfang genommen
Der Friedhof mit Namen und Daten aus alten Tagen
dem Besucher am Grabe ganz leise sagen
Sie lebten einmal zu der Enkel Segen
solange sie fleißig die hände noch regten
Sie es als Nachfahr dankbar an
was liebes und gutes sie dir auch getan.
Bis zum letzten Atemzug
auch der Tode sein Dörfchen im Herze trug
Von Vergangenheit lebt und zehrt ein Ort
denn sie wirkt weiter fort und fort
erhält den Stolz und den Bürgergeist
wie es uns ein Blick in die Chronik beweißt
Die Kirmes in alter Zeit
war bekannt und sehr beliebt
Sie war einmalig so wie es nur einmal Schadeck gibt
Da parkten die Kutschen nach alter Manier
in Strömen floß das Bier
Es spielte die Musik recht zünftig auf
und versüßte für Tage des Lebens Lauf
Einst Sitz eines renomierten Adelsgeschlechts
mit Landbesitz und Privilegien des Rechts
waren die Westerburger Leininger im Hessenland
einst geachtet und weit bekannt
Das massige Schloß am Felsenrand
wurde trotz vieler Kämpfe die um das Schloß entbrannt
nur zum Teil abgerissen und nicht verbrannt
Die Liebe zum Dorfe wird offenbar
längst ist es den Beheimateten klar
Zwar ist die Welt gar verlockend und groß
doch geborgen bin ich im heimischen Schoß
Gar vieles mich ans Dörflein kettet
war auch früher nie auf Daumen gebettet
so hielt mich doch das dörfliche Nest
stets mit tausend Ketten fest
Hier sah ich zuerst das Licht der Sonnen
schlief in Mutters Armen in Wonnen
spürte des Vaters strenge Hand
lernte kennen und lieben mein Heimatland
Durch Taufe Kirchgang und Konfirmation
ward ich von frühester Jugend an schon
vertraut mit Gott und seiem Wort
lernte schätzen die Kirche als Schutz und Hort
Später fand ich auf eines Plätzchen Erden
auch meinen treuen Lebensgefährten
Gemeinsam haben wir Freud und Leid geteilt
sind wie im Flug durch die Jahre geeilt
was die Alten behielten von Hörensagen
was da und dort die Gemäuer noch klagen
es sollte auf Tafeln geschrieben fein
Denkmal der großen Geschichte sein
Zum Dorfe wie es leibt und lebt
arbeitet feiert zuweilen auch bebt
gehötr auch das Anno Dazumal
wie Zucker und Salz das Orginal
Seine Geschichten Streiche und Worte
nisten noch da und dort im Orte
erwärmen das Herz auch heute noch
Orginal zu sein rentiert sich doch
Altes Vergangnes hängt an dem Ort
wirkt in die fernste Zukunft fort
Es ist nun mal der Lauf der Welt
Mal leuchtet ein Ort mal verblßt er verfällt
Kindheit und Jugend im Leben bestimmt
wo unsere Seele Zuflucht nimmt
Spiele Freunde Nachbarn Verwante
knüpfen zum Dorf noch fester die Bande
Steig ich zur Eisenkaut in die Höh
ich beglückt dann mein Dorf überseh
Da geht mein Herz wie in Sprüngen
und ich höre vor Freud die Engel singen
Für dich mein Dorf schlägt laut mein Herz
pocht heiß mein Blut
Schadeck mein Dörfchen ich bin dir so gut.
Enn Mann vo‘Runkel es noo Limburg komme
unn wollt enem Schouhgeschäft paar Schlappe hoo.
He hott sei Schou gleich voo de`Föujs genomme
unn hott geruffe ,,Ess Bedienung doo!"
Ee ,,Loaremadche" kom ganz flott gelafe
unn hott gefreed, "Wos wird da gewünscht?"
Doo seht de Mann aich will e poor Schlappe kaafe,
mei alte dej hott us Dackelche gelinscht.
Sechs Schochtele doots ,,Loaremadche" brenge
unn hotts Gesicht verzuhe es woar neme schieh.
Ess komem enn die Noos, enn Duft, enn strenge,
uns hott gedocht, wie wird's es weirergieh.
Schon 6 paar Schlappe hotts dem Mann gewisse,
den Schweißgeruch, den hiels nur schwier noch aus.
Es wär om leijbste, gleich, ganz, ausgeresse
unn ess bei die Kollegin henne naus.
Dere es-ess ower ganz gena so gange,
se seht aich halle den Gestank net aus.
Dej doot da gleich de Chef verlange,
dem kom der Ärger zom Gesicht eraus.
So woos voo Duft goobs noch nie hej em Loore,
so horre richtig offgebrocht gement.
Sej sein mer vier mei Kundschaft nur zom Schoare.
So ebbes woarn mer hej noch net gewehnt!
Dee Kunne doat sich gornet lang besinne,
wollt wesse woas hee zou bezohle hätt?
Do seht de Chef. Etze dounse nur ganz rasch verschwinde.
Dej Schlappe, meinet wege dej nimm imsoost der met.
Unn wej de Kunne noo der Dier ess gange,
doo essem ee Mahlirche noch passiert.
Enn neue Doft doaht sich em Loare verfange.
Mer hotten geroche unn ach gehiert.
Doo kom dee Mann zereck zwaa Treppestufe
als wenn ee noch ebbes ze kaafe hätt,
unn hott dem Chef da ganz laut zougeruffe,
wos kreg aich da dodefier imsost noch met.
Gehe einmal in Dich, frage Dich! -
Wer immer mit zwei Beinen in ihr steht, wer immer in der Heimat
zu Hause ist, niemals die Fremde kostete, weiß es nur halb.
Das Alltägliche, das immer Umsichhaben, stumpft ab.
Ihr voller Wert wird nicht so bewußt. Mehr über Heimat weiß
der Heimgekehrte. Fragen wir ihn, den Gast.
Was ist Heimat?
Ein Stück Erde, ein Vaterhaus, ein paar Verwandte, ein paar
Schulkameraden, Felder, Wiesen, Wälder, eine Wiege eine Stube,
die Schule, ein Spielplatz.
Läßt sich die Heimat überhaupt konkretisieren?
Ich begleite den Cast auf heimatlichen Pfaden.
Wo sucht er die Heimat und findet sie?
Er geht zum Friedhof, sein erster Gang. Er sucht die Toten, jene
die einmal waren, um ihn waren.
Er ließt ihre Namen. Erinnern wecken sie. Auch die alte Schule
wird nicht vergessen. Der alte Pausenplatz füllt sich mit Leben.
Verschwommene, schemenhafte Gesichter bekommen wieder
kindliche Züge und scharfe Konturen.
Mein Begleiter lächelt. Ein Schulerlebnis, daran denkt er jetzt
Die Wanderung zurück in die Kindheit und lugend hat noch kein
Ende.
Ich selbst schweige mehr und mehr.
Er, der andere ist am auspacken: hier hab ich …, da ist damals …,
dort wurde ich ..., drüben gab mir ..., — der lange feingesponnene
Faden der Erinnerung spult sich ab.
Nach einer Stunde verabschiedet sich mein Freund.
Er ist es in dieser Stunde geworden,
weil ich mich nun eins mit ihm weiß.
Als er mir längst den Rücken gekehrt, frage ich mich noch einmal?
Was ist eigentlich Heimat?
Jetzt fällt es mir leichter. Der Gang mit dem Heimkehrer war mir eine
Lehre. Heimat ist da, wo alles erzählt, vertraut ist, gekoppelt ist,
mit ungezählten Erlebnissen, wo sich alles in Gedanken ausfüllt mit Bildern,
Geschehenem und Personen vergangener Zeit.
Das ist Heimat!
Wast de noch …
Wie's frieher wor
em Derfche, gor net groß,
wo Originale, die ganz klor,
gab's en jeder Stroß.
Wast de noch …
die Schul', die klaa,
Tafel, Schwamm un Kreid',
doch niemals worste ganz elaa,
die Mamme Wor net weit.
Wast de noch …
em Konsum kaafe
Zucker, Mehl un Salz,
do iss mer schnell mol hegelaafe,
weil's e Bombom gab von Malz.
Wast de noch …
die erschte Lieb',
des Kettche ganz symbolisch,
die Mamme ‘s auseinandertrieb:
Des Kettche Wor katholisch.
Wast de noch …
Wie's Knippel gab
beim Danz ohm Erntedank,
des Schorsch'je met nor einem Schlag
zerschlug en Lehnebank.
Wast de noch …
bei Korn obmache
en Hitz' vo 30 Grod,
des Vieh, des hat do nix ze lache,
geschwitzt hot Knecht un Mood.
Wast de noch …
so heßt die Froo.
Die Zeite senn verbei.
Die Jugend schön, die Jugend froh,
die Jugend schön un frei.
… wast de noch ??
Mai Enkeldjé stellt Froohé,
will wässé wii un woat;
dout sich u allés woohé,
rennt neugiäirisch mär foat!
Will allés gään bégraifé:
Wuhii dii Wolké giih,
woaremm dii Veeldjér paifé,
dii Stänn urn Himmél stiih?
Aich waaß selbst net mätunnér,
woat fär én Antwoat droff-.
Dii Welt ess ém é Wunnér-,
geht nau mär selwér off.
Et strabaziät mai Launé—.
Doach dourét schleefrich wänn,
schläißt sich dét Kännérstauné
änn sainer Aaché änn.
Stell rouht's, u maich géschlungé-.
Sai Stämmschjé schwebt äm Wänd-.
Wii hott mai Häz géklungé:
Welch Wunnér ess é Känd!‘
Dot Schorschje wollt sei Baas net hern
un Iieß sich o de Hand net führn.
Do seht se, word nur krappisch Oos,
ich sons e mol dem Nikeloos.
Dot Schorschje, do gesoat droff hatte,
de Nikeloos, dot is mci Vatter!
Mei Vatter is ach dot Christkind — Baas,
un,mei Vatter is ach de Osterhas!
Do hott die Baas, en bies geflapscht,
dot Schorschje, dot hott offgedapscht,
leeft fort, und seet - Baas - hirschte, horsch,
mei Vatter, is ach de Klapperstorch.
Frojer hot mer im Herbst schon fern Wender gesorscht
nemlich fer Kardoffel, Kohle. Flasch un Worscht.
Die Leut off em Land harre fast all e Ställche un dore Fergel mäßte,
ze fresse grachs Brennersel, Kardoffelschäle und Küchereste.
Des fettmache hot sich über e ganz Johr higezoche
da hot so en Sau ca. Drei Zendner gewoche.
Wann da de Metzjer kom met de Broimoul un Heseholz uff em Woh
da hot für des Fergel des letzte Stünche geschloh.
Des Wasser im Kessel wor froi Moiens schon haaß
mit Wellerscher hot mer gefeuert un net mit Gas.
Über des dud mache vo su ner Sau will ich hej naut so.
Es wor oft Dejerquälerei, dej Sau wurd met der Axt erschloh.
Da wurd se gestoche un damit se ausbloud wurd am Vererbah gepumpt
en anerer hots Bloud gegleppert des es net verglummt.
In de Broimoul wurds da met haaß Wasser gebroit des die Borschte ausginge,
dann koms off die Lader, wurd offgeschnidde un eraus kome Därm un Gelinge
Bis obends blieb des Fergel zum auskoile off de Lader hänge
da kunnt jeder sej wos hot dej Sau en Schmalz un Speck off em Schinge.
Bis die Sau obends ausenander wor, worschs meistens Nocht
un om nächsde Doch wurd dann die Wurschd gemocht.
De Höhepunkt wor dann wenns Wellflasch gob,
des hot ach die Nachbarschaft geroche,
da kom groß und klaa, Oma un Opa ogegroche.
Jeder groch e Stick Wellflasch ze esse
doch wann aner debei wor de zu orsch verfresse.
dem hield de Metzger sei Flasch korz uner kalt Wasser druner.
Wann der des gesse hot kom der drei Dach net vom Abe runner.
Obends gabs da e gruß Schlachtfest.
Da kom die Verwandschaft un ach extra gelorene Gäst.
De Schullehrer hot mer engelore, net weil des wor Mode
na vielleicht greijt usern Filius bessere Node.
De Abedeger wor meistens ach do met de Frau
vo dem grach die Oma en goud Salb fer die Ba.
Die Gesellschaftliche Struktur wor also gemischt, ganz bunt
wos mer ach schon o de Dischmaniern ablese kund.
De Opa aus em Haus der ißt nur met de Gobel
un ganz dicht übern Deller hing er met seim Schnobbel,
die Oma sed eisch kann des fedde Zoich all noch goud verdaue,
jedoch Ihr Gebiss klappert osch laud beim kaue.
Die Apedegerfra hots Moilsche gespitzt, un hot de Knoche abgeleckt
un dobei ganz virnehm de klane Finger abgestreckt.
Bal hätt eischs noch vergesse - offzezähle was es alles gob ze esse,
Erscht gobs Worschtsupp met Brud debei,
da Sauerkraut, Flasch un Kartoffelbrei,
Bloud un Lebberwerschtcher gobs ach noch welsche
un noch debei e Hackflaschbällche.
Zum Schluß en Sauerbroi grach ach noch wer wollt.
wer da noch net sot wor, wor selber schuld.
Die Leud worn jetzt geschwitzt, de Gesichtsausdruck zefrirre
zur Krönung vom Ganze dot de Hausherr noch en Mannes enschirre.
Jetzt sot e mol wor des net en schene Brauch
Den könnt mer heut noch pfleche auch.
Ower wer hot heut schon noch de Hamm
e Fergel des mer schlechte kann.